Das Ende meiner Transition

Hallo ihr Lieben,
mit der Korrektur-OP am 15. Januar bin ich nun am Ende meiner Transition angekommen. Als ich am 6. Oktober 2017 mit einem Nervenzusammenbruch aufwachte, mit dem Weinkrampf kaum reden konnte und trotzdem irgendwie meiner Frau beibrachte, dass ich eine Frau bin und nicht mehr als Mann leben könne, begann ein steiniger Weg.
Ich bereue aber keine Sekunde diesen Weg gegangen zu sein. Der andere Weg hätte in eine persönliche Katastrophe geführt, davon bin ich überzeugt.
Auf diesem Weg, von dem ich trotz Recherchen nicht wusste wie steinig er werden würde, war die Vornamens- und Personenstandsänderung das Geringste. Die Hormontherapie zu beginnen war schon eine größere Herausforderung.
Vier Wochen hetzte ich von einem Arzt zum Nächsten um mich auf den Kopf stellen zu lassen. Sogar meine Chromosomen wurden auf irgendwelche Erbkrankheiten untersucht. Trotzdem musste ich um die Hormone kämpfen und den Endokrinologen unter Druck setzen. Naja……..
Das nächste Hindernis war ein anderer Endokrinologe. Der meinte, dass der Östrogenwert einer 80-jährigen Frau hoch genug sei und verweigerte mir ein Rezept über das Östrogengel. Irgendwie beschaffte ich mir Rezepte und das Gel, aber ich war zu der Zeit am Boden. Ich dachte mit einem Arztwechsel sei die Sache mit dem dringend benötigten Gel ausgestanden — Irrtum. Jetzt machte die KV-Hessen Schwierigkeiten. Erst eine Drohung von mir, die  nötige Verordnung einzuklagen brachte die KV-Hessen zum Einlenken. Seit einem halben Jahr klappt das jetzt mit dem Östrogen.
Ich bin ja mit meinem Alter schon etwas fortgeschritten und habe nicht mehr endlos viel Zeit, um meinen Körper an mein Geschlecht anpassen zu lassen. Deshalb begann ich schon 12 Monate nach Beginn meiner „Psychotherapie“ mit der Planung der GaOP. Ich bekam ohne Probleme das benötigte Indikationsschreiben. Ich schrieb Kliniken an und machte Termine für Vorgespräche aus. Schon bei dem Vorgespräch im Klinikum Osnabrück legte ich mich auf diese Klinik fest. Von dem Chefarzt der Urologie Professor van Ahlen bekam ich eine Art Gutachten. Mit Indikation, allen möglichen Gutachten, TS-Lebenslauf und anderen ärztlichen Attesten stellte ich den Antrag auf Kostenübernahme.
Der wurde abgelehnt, weil der MDK wegen Fristablauf seinen Senf nicht dazu geben konnte. Im Juni 2019 bekam ich die Kostenübernahme genehmigt und machte gleich einen Termin für die OP aus. Selbst wenn mir jemand gesagt hätte, was nach dem Krankenhausauffenthalt auf mich zukam hätte ich die Sache durchgezogen. Aber was ich da auszuhalten hatte war schlimm.
Bis 3 Wochen nach der OP hatte meine Muschi trotz Kamillenbädern einen sehr starken Geruch nach allem möglichen Getier in allen möglichen Stadien der Verwesung. Dazu wurde sie von Messerstichen traktiert und ein Elektriker versuchte später Leitungen zusammenzuflicken, was jedesmal einen Kurzschluss gab. In der Klinik brauchte ich kaum Schmerzmittel aber bis Anfang Dezember hatte ich einen ordentlichen Verbrauch an Novalgin.
Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet. Und jetzt geht es noch einmal von vorne los. Bis sich die Fäden alle wieder aufgelöst haben dauert es bestimmt wieder 6 bis 8 Wochen. Augen zu und durch…….
Nur der Geruch ist wesentlich moderater weil ich jetzt mit klarem Wasser spülen soll und nicht noch der intensive Kamillengeruch der Bäder dazukommt. Welch ein Glück.
Jetzt werde ich noch in aller Ruhe meinen Bart epilieren lassen. Ansonsten könnte ich jetzt mein Rentnerinnendasein genießen. Aber nichts da — ich bin Fotografin und werde mich wieder verstärkt der Fotografie widmen. Und dann habe ich noch zwei Fotoshootings, meinen 66. Geburtstag, die geplante SHG in Fulda oder so.
Ich habe also genug zu tun, um nicht in ein Loch zu fallen. Und trotz aller Schwierigkeiten, Schmerzen und Hektik während der Transition bereue ich nichts. Ich bin aber glücklich, dass diese Zeit vorüber ist.
Wer diese Zeilen liest könnte vielleicht abgeschreckt werden.
Leute — lasst euch von nichts und niemand von eurem Weg abbringen. An dessen Ende seid ihr dann wirklich und endgültig IHR SELBST. Augen zu und durch — es rentiert sich.
Eure Emma

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