…..was siehst du wenn ich vor dir steh‘.“
„Ich sehe eine fast immer fröhliche Frau, die sich so akzeptiert, wie sie gerade aussieht.“
Trotz aller körperlicher Unzulänglichkeiten die ich noch habe ist es gut so, was ich im Spiegel sehe — nackt aber erst oberhalb des Nabels. Abgesehen von der OP ist da noch einiges im Argen, ist aber nicht so schlimm. Das sind eigentlich noch einige Verfeinerungen.
Passing ist, wenn‘s trotzdem passt.
Wenn ich in der Angangszeit zuviel an Make-up benutzte, so fiel ich nach dem Tod meines Vaters ins andere Extrem. Ich benutzte meistens gar nichts mehr und es war mir auch ungefähr 2 Monate egal. Dann fing ich wieder mit dezentem Make-up an. Weshalb ich in dieser Zeit nicht dumm angemacht wurde, ist mir bis heute ein Rätsel.
Wenn ich jetzt nach dem Ankleiden in den Spiegel schaue, sehe ich eine fast immer gut gekleidete Frau. Die Wirkung auf die Umgebung ist — nach Aussage anderer Personen — immer autentisch. Anscheinend habe ich ziemlich schnell meinen eigenen Kleidungsstil gefunden und Ausrutscher passieren mir nur noch ganz selten, werden aber von meiner Frau korrigiert.
Wenn ich morgens in den Spiegel sehe entscheide ich spontan und je nach Lust und Laune wie ich mich schminke oder ob überhaupt. Tagescreme kommt auf jeden Fall auf das Gesicht. Wenn ich jetzt aus dem Haus gehe, um einzukaufen oder mit dem Hund eine Runde zu drehen stehe ich meistens nicht mehr 20 Minuten im Bad um mich zurecht zu machen.
Ich finde, dass man es auch als Transsexuelle Frau mit dem Make-up nicht übertreiben sollte. Andere Frauen sind zum Einkaufen, Hund Ausführen und andere alltägliche Besorgungen auch kaum oder gar nicht geschminkt. Ich möchte eine ganz normale Frau sein und als solche wahrgenommen werden und da passt das, was ich in der Anfangszeit fabrizierte einfach nicht. Deshalb schminke ich mich unter der Woche nur mit Lippenstift und manchmal einem Eyeliner. Erst wenn ich Ausgehe, beim Gang zur Krankenkasse, zu Ärzten wegen der Transsexualität und wenn ich zu meiner Psychotherapeutin fahre greife ich in meine Farbtöpfe. Aber nicht mehr so wie am Anfang. Es ist alles dezenter — autentischer.
Letzten Samstag hatten wir zu einer Familienfeier eingeladen. Als ich meinen Schwager begrüßte meinte er, dass ich gut aussehen würde. Das ging mir runter wie Öl.
Spieglein, Spieglein…… — die Spiegel in unserem Haus haben mit mir gut zu tun, denn ich schaue sehr oft in einen Spiegel (was in einem früheren Leben nicht der Fall war) und was ich da sehe gefällt mir sehr. Egal ob morgens, mittags, abends oder mitten in der Nacht — es bassd schoo. Und das macht mich glücklich.
Eure Emma